"Herr, mache uns zu Werkzeugen deines Friedens"
21. Okt 2016
„Waffen aus Baden-Württemberg machen uns zu Beteiligten“
Die Kirchen verweisen auf Aufrüstungsprogramme in allen Kontinenten:
„Waffen und sonstige Rüstungsgüter aus Baden-Württemberg machen uns zu
Beteiligten. Flüchtlinge, die bei uns Schutz und Frieden suchen,
erinnern uns daran.“ In dieser Situation müssten die christlichen
Kirchen innehalten und sich neu bewusst machen, wie sie sich als
ökumenische Gemeinschaft auf dem Weg des Friedens verstehen: „Gemeinsam
vertrauen sie auf das Wort Gottes, das Frieden zusagt und Frieden
gebietet.“
Frieden sei kein Zustand, sondern ein Prozess. Das Leitbild vom
„Gerechten Frieden“ verbinde die christlichen Kirchen in
Baden-Württemberg mit der weltweiten ökumenischen Lerngemeinschaft.
Dieses Leitbild betone den Zusammenhang von Frieden, Gerechtigkeit und
Recht im Gesamthorizont der Schöpfung. Es weise auf die verschiedenen
Dimensionen des Friedens hin: „Friede mit der Erde, in der Gesellschaft,
in der Wirtschaft, unter den Völkern“. Ein „gerechter Friede“ gehe
damit an die Wurzeln aller zwischen- und innerstaatlichen Konflikte:
„Armut, Hunger und Ungerechtigkeit – auch Missachtung kultureller
Identitäten oder Verlust von Lebensgrundlagen durch Klimaveränderung –
sind häufig Ursachen gewaltsamer Konflikte und nötigen Menschen zur
Migration.“ Vorausschauende Friedenspolitik muss diese Konfliktursachen
frühzeitig erkennen und bei ihnen ansetzen.
Enorme Ausgaben für Rüstung: Geld fehlt für Einwicklung
Auch in der zivilen Krisenprävention könne sich die größer gewordene
Verantwortung Deutschlands in der Welt bewähren. „Vielfach wird die
Übernahme von mehr Verantwortung gleichgesetzt mit der Steigerung
militärischer Leistungsfähigkeit, dem Ausbau von Rüstungskapazitäten,
dem Export von Rüstungsgütern oder der Beteiligung an militärischen
Interventionen in Krisengebieten“, heißt es in dem Friedens-Appell. Das
Dokument bilanziert, „dass keine der militärischen Interventionen in der
jüngeren Vergangenheit einen dauerhaften und stabilen Frieden schaffen
konnte. Oft erwiesen sie sich vielmehr als Verstärker der Konflikte und
Auslöser dramatischer Fluchtbewegungen.“ Zugleich seien die enormen
Ausgaben für Rüstung und Militär ein ernstes Hindernis für notwendige
Investitionen in Friedensförderung (z.B. zivile Friedensdienste),
nachhaltige Entwicklung und Klimagerechtigkeit.
ACK will mehr Friedensbildung, Prävention und Diplomatie bei Konflikten
Die Kirchen fordern deshalb die stärkere Förderung von Initiativen der
Friedensbildung in möglichst allen Bildungseinrichtungen (z.B.
Kindergärten, Schulen, Hochschulen; auch kirchliche Bildungsangebote)
sowie die Anerkennung und Stärkung diplomatischer Bemühungen bei
schwelenden oder bereits ausgebrochenen gewaltsamen Konflikten. Die
Kirchen plädieren für eine Reduzierung der deutschen Rüstungsexporte –
mit dem Ziel eines mittelfristigen Ausfuhrverbots sowie für eine
kritische Auseinandersetzung mit dem Einsatz bewaffnungsfähiger Drohnen
und anderer automatischer Waffensysteme: „Dabei lassen wir uns nicht auf
unverantwortliche Abenteuer ein, sondern auf die Verheißung Jesu und
das Wagnis eines gemeinsamen Weges zum gerechten Frieden. Wir tun dies
in Verbindung mit der weltweiten Kirche, mit unseren ökumenischen
Schwester- und Partnerkirchen und mit zivil-gesellschaftlichen
Partnerorganisationen. „ Die ACK Baden Württemberg fühlt sich ermutigt
durch Psalm, in dem es heißt: „Meide das Böse, tu das Gute, suche
Frieden und jage ihm nach!“ (Psalm 34,15).
Den vollständigen Text des Friedens-Appells finden Sie im Flyer-Format rechts im Download-Bereich.